Dank Stecklingen können Sie genetische Kopien Ihrer Lieblingspflanzen leicht erstellen. Diese Methode bietet Züchtern die Möglichkeit, konsistente Ergebnisse zu erzielen, die Anbaubedingungen zu optimieren und außergewöhnliche Pflanzen zu erhalten. In diesem Artikel führen wir Sie durch den Klonierungsprozess von A bis Z – von der Vorbereitung der Ausrüstung bis hin zum Bewurzeln der Stecklinge und deren Umpflanzung.
Wahrscheinlich wird es niemanden überraschen, dass die Aussaat und Keimung von Samen untrennbar mit dem Gärtnern verbunden sind. Es ist jedoch nicht die einzige Methode, wie Pflanzen sich vermehren. Neben der generativen Vermehrung (durch Samen) können sich Pflanzen auch vegetativ (aus Pflanzenteilen) vermehren. Dies ist möglich, weil Pflanzenzellen die Fähigkeit zur Totipotenz besitzen, was bedeutet, dass sich jede Zelle zu einer vollständigen neuen Pflanze entwickeln kann. In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit einem spezifischen Fall der vegetativen Vermehrung, nämlich der Stecklingsvermehrung. Zur Vollständigkeit sei erwähnt, dass Gärtner und Züchter Pflanzen auch vegetativ vermehren, indem sie Stauden teilen, Brombeeren oder Weinreben absenken, Erdbeeren abtrennen, veredeln und durch Knollenvermehrung.
Stecklingsvermehrung von Pflanzen
Wie bereits eingangs erwähnt, unterscheidet sich die vegetative Vermehrung von der Aussaat von Samen. Im Falle der Stecklingsvermehrung wird ein geeigneter Teil der Mutterpflanze entnommen, üblicherweise die Spitze eines gesunden Zweigs mit einigen gesunden Blättern und Internodien. Die Klone werden dann in ein geeignetes Substrat gesetzt, häufig in Steinwollwürfel oder ein anderes geeignetes Anbaumedium. Damit frisch geschnittene Stecklinge erfolgreich Wurzeln schlagen, benötigen sie die richtigen Bedingungen, insbesondere hohe Luftfeuchtigkeit, Wärme und ausreichend Licht.
Wie unterscheiden sich also die geklonten Pflanzen von denen aus Samen? Der Hauptunterschied besteht darin, dass die neu entstandenen Nachkommen genetische Kopien der Mutterpflanze sind. Klone haben daher immer dasselbe Geschlecht wie die Mutterpflanze. Ein Vorteil davon ist beispielsweise, dass bei der Zucht von zweihäusigen Arten den Züchtern die Auswahl von Männchen und Weibchen erspart bleibt. Ein weiterer Vorteil der Stecklingsvermehrung ist die genetische Uniformität der Klone. Da die Pflanzen von einer Mutterpflanze stammen, werden sie identische Wachstumsmerkmale aufweisen. Besonders Großzüchter können durch Klonen den Anbauprozess optimieren und langfristig konsistente Ergebnisse erzielen. Nicht zuletzt bietet das Klonen den Züchtern die Möglichkeit, außergewöhnliche Phänotypen langfristig in Form von Klonen zu bewahren.
Es muss jedoch hinzugefügt werden, dass das Klonen auch einige Nachteile mit sich bringt. Das Hauptproblem ist die Gefahr der Übertragung genetischer Störungen, Pathogene und Krankheiten. Wenn die Mutterpflanze mit einem Pflanzavirus (z. B. HLVd) infiziert ist oder eine genetische Mutation aufweist, wird auch die Nachkommenschaft betroffen sein. Das Gleiche gilt für Pilze und viele Insektenschädlinge, aber in diesen Fällen können Klone unter bestimmten Umständen mit Pestiziden oder Fungiziden behandelt werden. Im Gegensatz zu Pflanzen, die aus Samen wachsen, haben Stecklinge keine Hauptwurzel, die tief in den Boden wächst. Geklonte Pflanzen sind daher etwas weniger geeignet für den Anbau im Freien, insbesondere an Orten, an denen sie starken Windböen und lang anhaltender Trockenheit ausgesetzt sind.
Vorteile der Stecklingsvermehrung
- gleiches Geschlecht und genetische Uniformität
- Uniformität der Ernte
- Erhaltung außergewöhnlicher Pflanzen
Nachteile der Stecklingsvermehrung
- Übertragung genetischer Mutationen und Viren
- Verbreitung von Pathogenen und Schädlingen
- weniger geeignet für den Anbau im Freien
Stecklingsvermehrung Schritt für Schritt
Bevor Sie mit der Stecklingsvermehrung beginnen, stellen Sie sicher, dass Sie die gesamte notwendige Ausrüstung haben. Sie benötigen ein geeignetes Anbaumedium, am besten Steinwollwürfel oder einen geeigneten Pflanzsubstrat. Stecklinge benötigen eine konstante Luftfeuchtigkeit von etwa 75-85 %, was am einfachsten in einem kleinen plastischen Gewächshaus (Anzuchthaus) erreicht wird. Klone wurzeln am schnellsten bei Temperaturen zwischen 24-27 °C. Niedrigere Temperaturen verlangsamen den Prozess und erhöhen das Risiko von Schimmelbildung. In den ersten Tagen ist mittlere Lichtintensität (100-200 µmol) mit blau-weißer Spektralverteilung empfehlenswert. Sobald die ersten Wurzeln erscheinen, können Sie die Lichtintensität verdoppeln, um die Entwicklung des Wurzelsystems zu beschleunigen. In diesem Moment ist es auch ratsam, einen Wurzelstimulator zu verwenden. Anbauleuchten für die Stecklingsvermehrung und Setzlinge finden Sie HIER.
Weitere benötigte Ausrüstung
- Skalpell
- Einweghandschuhe
- Desinfektionsmittel (Alkohol, Purolyt, Wasserstoffperoxid-Lösung)
- Wurzelgel
- Thermometer mit Hygrometer
- Behälter zum Ablegen der frischen Klone
- Papiertücher
Ausführliche Anleitung zur Klonierung
Um bei der Stecklingsvermehrung die besten Chancen auf Erfolg zu haben, nehmen Sie Klone von frisch gewachsenen Zweigen der Pflanze, die sich am oberen Ende des vegetativen Wachstums befinden. Vor der Stecklingsnahme können Sie die Mutterpflanze mit speziellen Präparaten (z. B. Clonex Mist) behandeln, die die Wurzelbildung fördern und die Widerstandskraft der Stecklinge stärken. Arbeiten Sie immer mit sauberen Werkzeugen, tragen Sie Gummihandschuhe und rauchen Sie nicht während der Arbeit.
- Schneiden Sie die Zweige zunächst von überschüssigen Blättern frei und lassen Sie nur einige junge Blätter an der Spitze übrig. Schneiden Sie die Spitzen so ab, dass 2,5 bis 5 cm des Blattes verbleiben. Der untere Teil des zukünftigen Stammes sollte frei von Blättern sein.
- Schneiden Sie Zweige mit einer Länge von 10-15 cm ab und tauchen Sie sie sofort mit dem abgeschnittenen Ende in einen vorbereiteten Behälter mit Wasser.
- Schneiden Sie die Enden der Stängel schließlich auf gleiche Länge in einem 45°-Winkel ab. Tauchen Sie die so vorbereiteten Klone sofort in Wurzelgel und stecken Sie sie in das Anbaumedium.
- Stellen Sie die Stecklinge unter den Deckel des Gewächshauses oder in ein Stecklingszelt und stellen Sie sie unter eine Lichtquelle.
- Je nach Pflanzentyp und Bedingungen dauert es etwa 7-14 Tage, bis die Klone Wurzeln schlagen und bereit zum Umpflanzen sind.
- Überprüfen Sie während des gesamten Prozesses, ob das Anbaumedium feucht ist. Es sollte jedoch nicht durchtränkt sein.
- Am Ende des Prozesses öffnen Sie schrittweise die Lüftungsöffnungen des Gewächshauses, um die Luftfeuchtigkeit zu senken und die Pflanzen auf das Umpflanzen vorzubereiten.
Aeroponische Stecklingszuchten
Aeroponische Stecklingszuchten basieren auf dem einfachen Prinzip, dass die Enden der Stängel einem Nebel aus sauerstoffreichem Wasser ausgesetzt sind. Dank der hohen Sauerstoffzufuhr wurzeln Klone bis zu zweimal schneller als in anderen Anbaumediem. Ein weiterer Vorteil der aeroponischen Stecklingsvermehrung ist, dass die Klone auch bei niedrigerer Luftfeuchtigkeit im Bereich von 50-60 % gedeihen. Dies erleichtert die spätere Akklimatisierung der neuen Setzlinge.
Abschließend sei noch erwähnt, dass in den letzten Jahren auch eine neue moderne Methode der Klonierung durch Gewebekulturen immer beliebter wird. Diese moderne Pflanzenvermehrungstechnik werden wir in einem der nächsten Artikel behandeln, aber wenn Sie wissen, wie es geht und Gewebekulturen in Ihrem Anbaubereich ausprobieren möchten, finden Sie auf unseren Seiten Klonsysteme für Gewebekultur.
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