Heute knüpfen wir teilweise an den Artikel an: Hohe Temperaturen beim Indoor-Anbau. Wie man sie vermeidet? Wir gehen davon aus, dass die meisten Gärtner, die bereits über ein Minimum an Erfahrung verfügen, mit dem idealen Temperaturbereich, der ihren Pflanzen zusagt, gut vertraut sind. Doch längst nicht jeder Gärtner überwacht separat auch das Klima in der Wurzelzone. Weißt du, wie viele Grad für deine Pflanzen genau richtig sind?
Führst du eine Temperaturmessung in der Wurzelzone durch? Das ist wichtig, denn die Temperatur im Bereich des Wurzelsystems von Pflanzen unterliegt anderen Gesetzmäßigkeiten als die Temperatur, die in der Umgebung der oberirdischen Pflanzenteile herrscht. Was ist also die ideale Wurzeltemperatur?
Wärme ist beim Pflanzenanbau, egal unter welchen Bedingungen, ein so entscheidender Faktor, weil ihre Intensität die wichtigsten biochemischen Prozesse im Pflanzenkörper (Photosynthese u.a.) maßgeblich beeinflusst.
Der Gärtner nimmt die Wärme jedoch nicht immer gleich wahr, da er zwischen folgenden Arten unterscheidet:
- Lufttemperatur
- Blatttemperatur
- Temperatur im Wurzelbereich
Die ersten beiden Punkte beziehen sich auf die oberirdischen Pflanzenteile. Welche Temperatur unter der Erde, d.h. in der unmittelbaren Umgebung der Wurzeln, herrscht, wird jedoch von anderen Faktoren bestimmt. Was die oberirdischen Pflanzenteile betrifft, so ist allgemein bekannt, dass die meisten schnell wachsenden Pflanzen einen Temperaturbereich von 20-30 °C bevorzugen. Nachts ist es besser, sich der unteren Grenze zu nähern, und im Einklang mit den Sonnenstrahlen bevorzugen die Pflanzen tagsüber ein wärmeres Klima, das sich der berühmten Dreißig nähern kann. Viele Grower übernehmen diese bekannten Regeln dann automatisch und wenden sie auch auf die unterirdischen Pflanzenteile an. Das hat jedoch einen Haken. Weißt du schon, welchen?
Wurzeln sind nicht zur Thermoregulation fähig
Die unterirdischen Pflanzenteile (Wurzeln) haben im Gegensatz zu den oberirdischen (Stängel, Blätter, Blüten) keine Fähigkeit zur Thermoregulation. Was ist also die ideale Temperatur für sie? Die oberirdischen Pflanzenteile nutzen zur Regulierung hauptsächlich den Prozess der Transpiration und können sich dadurch auch bei ausgesprochen sommerlichen Temperaturen abkühlen, egal ob draußen oder in der Growbox. Die Wurzeln der Pflanzen als ihre unterirdischen Teile funktionieren jedoch am besten bei Temperaturen um 20 °C. Und vergessen wir nicht die Tatsache, dass die Temperatur der Wurzeln unter der Erde von anderen natürlichen Mechanismen beeinflusst wird als die Temperatur der Pflanzen in den oberirdischen Teilen.
Die Temperatur kann tagsüber schwanken. Was aber passiert unter der Erde?
Der Tag des Growers beginnt gerade, und so haben wir hier zwei mögliche Szenarien. Während bei Indoor-Growern im Growzelt die Pflanzenbeleuchtung automatisch angeht, können wir beim Outdoor-Anbau in ausreichend warmen Monaten die Sonnenstrahlen begrüßen, auf die wir uns bei der Beleuchtung unserer Pflanzen im Laufe des Tages verlassen. In beiden Fällen würde uns das Thermometer zu Beginn des Tages jedoch recht niedrige Werte anzeigen, also kein Grund zur Abkühlung durch Transpiration. Die Transpirationsrate wird jedoch im Zusammenhang mit der steigenden Temperatur im Laufe des Tages rapide ansteigen. Wenn es tagsüber wärmer wird, steigt die Energie und Temperatur in den Pflanzengeweben und in der Luft. Im Sommer ist es zum Beispiel völlig normal, dass es von 19 °C in der Hälfte des Tages bis zu dreißig Grad auf dem Thermometer geht und die Pflanzen so mit einem Temperaturunterschied von mehr als 10 Grad zurechtkommen müssen!
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Unter der Erde, genauer gesagt in der Wurzelzone, werden wir jedoch keine so deutlichen (siehe oben) Temperaturschwankungen erleben. Die Temperatur der Wurzelzone (im Substrat) ändert sich weitaus weniger als die Temperatur der Luft und der Pflanzengewebe über der Erde. Beim Pflanzenanbau in Erde oder Substrat kann der Temperaturunterschied über den gesamten Tag hinweg nur 1 °C betragen, und den Pflanzenwurzeln wird es absolut zusagen, wenn sich die Temperatur den ganzen Tag über um das Optimum bewegt, das üblicherweise als 21 °C angesehen wird. Was ihnen dagegen definitiv nicht zusagen würde, sind deutliche Temperaturschwankungen, die es zu vermeiden gilt.
Wahrscheinlich interessiert es dich also, was passiert, sobald die Temperatur in der Umgebung der Wurzeln doch bedenklich ansteigt. In einem solchen Fall steht den Pflanzenwurzeln der im Wasser gelöste Sauerstoff nicht mehr in optimalem Maße zur Verfügung. Mit steigender Temperatur sinkt nämlich seine Menge. Höhere Temperaturen in der Wurzelzone sind zudem ein großer Anziehungspunkt für Bakterien, deren Einwirkung zu Wurzelfäule und Absterben der Wurzeln führen kann. Dieses Problem ist in der Praxis wohl am ehesten mit Hydroponiksystemen verbunden, wo es absolut unerlässlich ist, die Temperatur im Bereich von 19-24 °C zu halten. (Weitere praktische Informationen zur Hydroponik findest du in separaten Artikeln, wie zum Beispiel „Hydroponik – was es beinhaltet und wie du anfängst?“ oder „Hydroponik leicht gemacht: Tropfbewässerung – Drip“.)
Klassische Erde und Torfsubstrate haben aus Sicht der Wurzeln im Hinblick auf Temperaturschwankungen den Vorteil, dass die Wurzeln von in Erde angebauten Pflanzen nicht immer so empfindlich auf Temperaturerhöhungen reagieren. Auf jeden Fall und unabhängig davon, ob es sich um ein Hydroponiksystem, eine mehr oder weniger vorgedüngte, gegebenenfalls Bio-Erdenmischung auf Basis von Qualitätstorf oder das immer beliebter werdende Kokossubstrat handelt, können wir den oben genannten Temperaturbereich als „golden“ oder universell gültig betrachten. Kurz gesagt, es handelt sich um einen Temperaturbereich im Einklang mit den idealen Bedingungen für die Entwicklung deiner Pflanzen, unabhängig davon, welches Wachstumsmedium du gerade verwendest.
Während die Lufttemperatur in der Umgebung der oberirdischen Pflanzenteile im Laufe des Tages merklich ansteigt, ist die Situation im Boden oder Substrat völlig anders, und hier treten tagsüber nur geringfügige Änderungen der Umgebungstemperatur auf. Zu niedrige Temperaturen in der unmittelbaren Umgebung der Wurzeln sind unerwünscht und sollten niemals unter das Minimum von 18 °C fallen. Bei Temperaturen unter 15 °C kommt es zu einer deutlichen Verlangsamung oder sogar einem vollständigen Wachstumsstopp bei ansonsten schnell wachsenden Pflanzen.
Jetzt kennen wir die richtige Wurzeltemperatur. Aber wie hält man sie aufrecht? Abhängig von der bevorzugten Anbaumethode bieten sich uns gleich mehrere Möglichkeiten, Temperaturschwankungen wirksam zu verhindern.
- Im Freien (siehe separater Artikel: Wie man Outdoor anbaut?) gibt es in der Regel keinen Grund, die Temperatur in der Wurzelzone zu messen. Die Temperatur im freien Boden steigt wirklich nur in seltenen Fällen über den gesunden Bereich. Ein solcher Fall könnte ein heißer Sommer in trockenen Gebieten sein, wo es sich lohnt, auf weiße Geotextilien und das Mulchen des Bodens zu setzen. Töpfe und Pflanzgefäße ermöglichen es auch, einer Überhitzung des Substrats entgegenzuwirken, und zwar durch einfaches Aufstellen an einem schattigen Ort. Wenn dies nicht möglich ist, kannst du sie mit reflektierender Folie umwickeln, oder du machst es dir gleich einfacher und besorgst dir belüftete Hercules-Töpfe. Eine Überhitzung des Substrats verhinderst du teilweise auch durch die Verwendung von Stofftöpfen (siehe separater Artikel: Wann es sich lohnt, Stofftöpfe statt Plastiktöpfe zu bevorzugen?).
- Im Indoor-Bereich liegt die gesamte Kontrolle der Temperatur und der Anbaubedingungen im Allgemeinen natürlich nicht bei der Natur, sondern bei uns Growern. Bei Bedarf regulieren wir mit Technologien, denn sobald eine Temperaturerhöhung gewünscht ist, dient uns die Heizung. Wenn wir die Temperatur im Anbauraum dagegen senken müssen, dient uns dafür die Klimaanlage. Einige Gärtner betreiben Indoor-Gärtnerei ohne Heizung und ohne Klimaanlage, und trotzdem funktioniert es für sie. Wie machen sie das also? Sie müssen sich vorab gut im Klaren darüber sein, wie die Temperatur der Zuluft im Laufe des Jahres sein wird und welche Art von künstlicher Beleuchtung sie verwenden werden (siehe separater Artikel: Unterschätze den Luftaustausch und die Luftzirkulation im Anbauraum nicht). Gleichzeitig müssen sie sich bewusst machen, was hier bereits einmal erwähnt wurde, nämlich dass sich die Temperatur in Töpfen oder Hydroponiksystemen viel schneller ändert als im freien Boden.
Unser TIPP: Ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten sich gegenseitig ergänzende Anbautechniken in Form von Growbox-Sets - Komplettsets, die du nur noch anschließen musst, um zu sehen, wie gut es deinen Pflanzen geht. Eine Basisausstattung mit LED-Technologie siehst du zur Veranschaulichung auf dem Bild, aber wir passen auch komplexere oder einfachere Sets gerne an deine Vorstellungen an. Dann kannst du bequem von zu Hause aus mehrmals im Jahr ernten!
Nun klären wir, welche Faktoren letztendlich die Temperatur in der Wurzelzone am meisten beeinflussen. An erster Stelle steht immer die Temperatur der Umgebungsluft während Tag und Nacht (Wechsel von Licht und Dunkelheit, Tag- und Nachtzyklus). In einem geschlossenen Anbauraum entscheiden zwei Dinge:
- die Temperatur der Zuluft, d.h. in den Anbauraum (Growbox, Indoor-Anbauraum usw.)
- der verwendete Typ der künstlichen Beleuchtungsquelle (siehe Artikel: Anbau unter künstlicher Beleuchtung: HPS vs. LED
Zur besseren Veranschaulichung, welchen Einfluss die beiden oben genannten Faktoren beim Indoor-Anbau haben, dienen uns die folgenden drei Modellbeispiele:
- Die Temperatur der Zuluft liegt im Bereich von 19-21 °C und du beleuchtest deine Pflanzen mit Licht aus einer Entladungslampe. Diese Kombination ist absolut in Ordnung. In der Dunkelphase, wenn die Entladungslampen nicht leuchten, ist die Temperatur ideal und steigt nach dem Einschalten der Pflanzenbeleuchtung nur auf ein gesundes Maß (max. 30 °C). Diese geeignete Zulufttemperatur bewirkt nachts eine natürliche Abkühlung des Substrats, das sich auch während der Lichtphase (tagsüber) nicht über das erträgliche Maß hinaus überhitzt.
- Die Temperatur der Zuluft beträgt 24 °C. Wenn diese Aussage für die nachts, während der Dunkelphase, in den Anbauraum geleitete Luft gilt, bewegen wir uns bereits an der Grenze der erträglichen klimatischen Bedingungen, die mit der optimalen Entwicklung deiner Pflanzen vereinbar sind. Das Hauptproblem ist, dass ihre Wurzeln nicht die gleiche Möglichkeit haben wie in Punkt 1, d.h. sich nachts auf eine niedrigere Temperatur abzukühlen. Und tagsüber, sobald die Lichtphase beginnt, steigt die Lufttemperatur im Anbauraum bereits unerbittlich an. Wenn wir zum Beleuchten in der Growbox noch klassische Entladungslampen verwenden, sollten wir definitiv vorsichtiger sein als bei der Verwendung von LED-Beleuchtung, die im Vergleich zu einer leistungsstarken Entladungslampe viel weniger Wärme abgibt. Andererseits, wenn es sich zum Beispiel um ausgesprochen wärmeliebende Pflanzenarten handelt, wird es für dich einfacher sein, dank der höheren Zulufttemperatur die ideale Temperatur für die Lichtphase zu erreichen.
- Und dann haben wir noch die Extreme, wenn die Zulufttemperatur 25 °C oder höher ist, oder umgekehrt die Temperatur der Zuluft kaum 18 °C erreicht. In beiden Fällen kann der optimale Temperaturbereich in der Wurzelzone nicht erreicht werden. Wie kann man die Situation retten? Nachts mit Hilfe einer Heizung (siehe separater Artikel: Es wird kälter! Besorge dir eine TOP-Heizung nicht nur für den Winter). Falls du die Temperatur im Anbauraum erhöhen musst. In dem Moment, wo das Problem genau umgekehrt ist und deine Pflanzen sich nicht mehr ausreichend abkühlen können, wie wir oben erklärt haben, hilft die Investition in eine Klimaanlage oder zumindest eine moderne LED-Pflanzenlampe, die sparsam, voll-spektral (sog. Full-Spectrum-Leuchten wie z.B. ViparSpectra PRO Series P600 u.a.) ist und nur eine vernachlässigbare Wärmemenge an die Umgebung abgibt.
Eine wichtige Rolle spielt auch die Nährlösung und ihre Temperatur
Die Temperatur, die wir in der Wurzelzone messen, wird logischerweise auch von der Temperatur der Nährlösung beeinflusst. Daher empfehlen wir dir, auch den separaten Artikel zu lesen: Warum und wie man die Temperatur der Nährlösung stabil hält? Auch hier kommen wir zu dem Schluss, dass der Temperaturbereich im Substrat wesentlich geringere Änderungen aufweisen wird als bei Hydroponiksystemen. Qualitativ hochwertiges Torfsubstrat behält nämlich seinen eigenen Temperaturbereich bei. In Hydroponiksystemen und in Tanks für die automatische Bewässerung von Pflanzen werden manchmal sogenannte Durchlaufkühler eingesetzt.
Und noch eine (sehr) wichtige Warnung haben wir uns für das Ende dieses Artikels aufgehoben, denn sie hängt auch mit der Temperatur des Gießwassers zusammen. Einige weniger erfahrene Grower, sobald sie den Eindruck gewinnen, dass das Wurzelsystem ihrer Pflanzen stark überhitzt ist oder umgekehrt unter niedrigen Temperaturen leidet, beginnen in gutem Glauben unnötig unpraktisch zu handeln. Sie versuchen, die Wurzeln der Pflanzen buchstäblich direkt durch das Gießwasser (Wasser + Nährstoffe) abzukühlen oder zu erwärmen, das jedoch genau die Temperatur haben muss, die in der Wurzelzone herrscht (siehe Link zum Artikel oben). Wenn du also das Wurzelsystem mit Gießwasser abkühlen oder erwärmen möchtest, dessen Temperatur um einige Grad von der aktuellen Temperatur der Wurzelzone abweicht, setzt du die Wurzeln deiner Pflanzen einem solchen Stress aus, der ihre Entwicklung erheblich hemmen kann.
Die Temperatur der Wurzeln und die Gesundheit der Pflanzen hängen jetzt nur noch von dir ab, die Möglichkeiten und Gesetzmäßigkeiten kennst du bereits. Wenn du uns jedoch etwas fragen möchtest oder zum Beispiel eine Beratung zur Konfiguration deiner Indoor-Gartenausstattung wünschst, sind wir für dich unter der bekannten E-Mail-Adresse info@higarden.de da.
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